Lesetipp: FOTOGESCHICHTE Heft 126

In Wien sitzt die Redaktion der vorzüglichen Zeitschrift FOTOGESCHICHTE | Beiträge zur Geschichte und Ästhetik der Fotografie. Herausgeber ist Dr. Anton Holzer, der Verlag ist in Marburg zu Hause.

Der Großteil der Hefte hat Schwerpunktthemen (z. B. Kriegsfotografinnen, Nordische Fotografie, Abstrakte Fotografie …), einige Hefte sind “gemischt”. Ich habe jetzt Heft 126 “in Arbeit”, ein Schwerpunktheft über “Susan Sontag und die Fotografie”. Erschienen ist das Heft schon 2012 – das stört (mich) aber nicht, weil Susan Sontag und ihr Essayband “Über Fotografie” eh immer aktuell sind.

Im ersten Beitrag setzen sich Jörn Glasenapp und Claudia Lillge kritisch mit Sontags Verhältnis zur Fotografie auseinander, und sie zeigen meiner Meinung nach schlüssig, das sie hier “(K)eine Liebegeschichte” erzählen. Auch mich hat bei der Lektüre von Sontags Texten ein leichtes Unbehagen und ein zwiespältiges Gefühl erfasst. Einerseits habe ich für mich viele Anregungen zur Auseinandersetzung mit großen Fotografinnen und Fotografen aus Sontags Essays gezogen, andererseits hat mich ihre teilweise apodiktische Verdammung der “Bildsprache” abgestoßen. Überhaupt nicht folgen konnte ich ihrer Polemik gegen Diane Arbus. Zu diesen Themen habe ich in diesem Artikel in der FOTOGESCHICHTE für mich wirklich erhellende Ideen gefunden.

Ich will hier nicht alle Beiträge resümieren. Immerhin können ja Leserinnen und Leser dieses Blogs auch selbst in der FOTOGESCHICHTE blättern…

Begeistert hat mich der Text von Reinhard Matz “Das Lachen hat mit der Fotografie zugenommen. Susan Sontag und das digitale Zeltalter der Fotografie”. In “Über Fotografie”erwähnt Sontag ja das “digitale Zeitalter” nur in einem Halbsatz. Matz geht mit einer herrlich undogmatischen Sichtweise an die Digitalfotografie heran:

“Ich gehe nicht davon aus, dass wir es mit einer substanziell neuen Kulturtechnik zu tun haben, für die wir einen neuen Begriff benötigen. Dem Licht ist es egal, ob es sich auf Film oder einem Chip einzeichnet, und dies ist schließlich die definitorische Übersetzung des Wortes Fotografie.”

Matz zeigt, wie sehr die “Vermassung” der Fotografie auch unsere Herangehensweise an fotografische Darstellungen verändert hat – und wieviel Spaß es jetzt mit Fotografie gibt.

“Befreit von Vergangenheitsdruck und Zukunftsentwürfen, gelingt es uns aber immer häufiger, Spaß mit der Fotografie zu haben, für und über Fotografien zu lachen. Natürlich kann man diese Entwicklung auch als Infantiisierung begreifen. Aber ist das Leben dank aller Apparate und Maschinen nicht auch wirklich leichter geworden”?

sontag

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