Foto Wien: Michael Reitter-Kollmann über Fotobücher

Im Rahmen des Formats “Bildbesprechungen mit Apéro” sprach am Sonntag, 13. März, Michael Reitter-Kollmann, Fotobuchkurator der Ostlicht-Galerie über Fotobücher.

Bildbesprechung über Fotobücher? Ja, das geht, wenn man den Raum, in dem die Fotobücher ausgestellt werden, als ein fiktives “Gesamtbild” sieht.

Blick in den Fotobuch-Raum in der Ausstellungszentrale

Fotobücher spielen im Konzept der Foto Wien eine große Rolle. Immerhin endet das Gesamtprogramm mit dem dreitägigen Fotobuch-Festival und der Verleihung der Preise für die drei schönsten Fotobücher der Jahre seit 2019.

Über 500 Bücher wurden für den Fotobuch-Award eingereicht, berichtete Reitter-Kollmann. 140 Bücher wurden letzten Endes für den Endbewerb ausgewählt – eine schwere Entscheidung, weil die Qualität der Bücher durch die Bank sehr hoch war.

Ein Trend lässt sich deutlich erkennen, der sich seit gut 10 Jahren angebahnt hat: Die “großen” Fotobuchverlage – Steidl. Kehrer und wie sie alle heißen… – verlieren vor allem bei jungen Fotografinnen und Fotografen an Boden. Einerseits gibt es eine Dynamik Richtung self-publishing mit Kleinauflagen um die 300 Stück. Andererseits werden verstärkt Künstlerbücher angefertigt, Auflage meistens ein bis drei Stück. Diese werden dann meistens auf den Homepages der Herausgeberinnen und Herausgeber angeboten.

Es gibt aber auch eine Reihe von Verlagsneugründungen, die bewusst mit kleinen Auflagen arbeiten oder sehr spezielle Nischen bedienen. Ein Beispiel ist der Hamburger textem-Verlag, der Volker Renners außergewöhnliches Buch “Potential Sightings” herausgegeben hat.

Renners Buch (außen links)

Renner greift auf das Material einer US-amerikanischen Website zurück, die über 5.000 Porträts von Angreifern auf das Capitol im Jänner vergangenen Jahres veröffentlicht hat. Das Besondere an diesen Fotos: Sie stammen von social-media-Seiten der betreffenden Personen. Renner hat daraus eine Auswahl besonders unscharfer und undeutlicher Bilder getroffen, die zu einer starken Verfremdung der Abgebildeten führt. Wie man die rabiaten Trumpisten danach sieht, bleibt jedem selbst überlassen.

… und schnell noch ein Buch!

Michael Reitter-Kollmann ist es wieder einmal gelungen, den Funken der Liebe zum Fotobuch überspringen zu lassen. Die Vorfreude auf das “Fotobuch-Finale” wurde jedenfalls kräftig angeheizt.

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