
Das Alte fällt …

The complexity of a street (…) derives from the interplay between its own immobility as architecture, the relative instability of its 'inhabitants' and the unpredictable comings and goings of its birds of passage.(Clive Scott, street photography)
Einmal ein rein assoziatives Bild 🙂
Bekanntlich bin ich seit vielen Jahren privat ausschließlich mit Computern unterwegs, die unter Linux laufen. Die Idee einer quelloffenen Entwicklergemeinde für Software hat eine ganze Reihe von Programmen hervorgebracht, die mir, seit ich mich ernsthaft mit Fotografie beschäftige, sehr geholfen haben.
Eine meiner absoluten Favoriten ist Darktable, ein RAW Konverter, der meiner Meinung nach den teuren Adobe-Programmen in nichts nachsteht und gratis ist. Mittlerweile haben die Entwickler Darktable auch für andere Betriebssystem portiert. Im Folgenden ein kurzes Einsteigertutorial für Darktable unter Windows. Nebenbei: Es gibt laufend aktualisierte und verbesserte Versionen – also nicht wundern, wenn ihr es ausprobiert und einige Dinge anders aussehen!
Kenos – Altgriechisch: leer, frei
Opsis – Altgriechisch: Ansicht, Aussehen
… Urban Slang für die unheimliche Atmosphäre eines Ortes, der einmal von Menschen bevölkert war, aber jetzt verlassen und völlig still ist – eine leere Fabrikshalle, ein vergessenes Schloss, eine verlassene Stadt. Die Menschen fehlen an diesen Orten, sind nur Erinnerung, ferne Schatten; die verfallenden Gebäude zeigen sich im Untergang noch einmal in ihrer wahren Schönheit: Wie eine alternde Ballerina, die sich von der Bühne zurückgezogen hat, aber ein letztes Mal ihre früheren Pirouetten in ihrer ganzen Grandezza zeigt.
Mitte der 1980er-Jahre – in den Wiener Musicalhäusern gab man „Das Phantom der Oper“ – hatte ich die Idee, den Originalschauplatz der Story zu fotografieren. Die Direktion der Pariser Oper reagierte verhalten. Mein euphorisch vorgetragener Plan, nicht nur in die Keller vordringen, sondern sie auch noch mit Fackeln beleuchten zu wollen, war dann aber ausreichend absurd, mich zu empfangen und mir den Generalschlüssel zu überlassen. An diesem Tag führte mich mein Weg von den Schnürböden unter dem Dach bis in die tiefsten Keller. Und obwohl der unterirdische See des Phantoms nichts anderes war als ein Löschwasserbecken: Die Herzkammer tief unter einem der berühmtesten Opernhäuser der Welt nach meinen Ideen inszenieren zu dürfen war grandios. Meine flackernden Kerzen haben nicht nur Rußstriche an den Wänden hinterlassen, sondern auch die Leidenschaft entfacht, nach den verborgenen Bildern und Geschichten zu suchen, die in meiner Heimatstadt Wien konserviert sind. Hinter den glänzenden Fassaden lauern die Schatten seltsamer Begebenheiten, wispern tausend Stimmen: Sie warten darauf, entdeckt zu werden.
Nach meiner Rückkehr aus Paris begann ich, die Wiener Behörden mit meinen eigenartigen Wünschen zu belästigen. Auch hier wich die anfängliche Irritation bald freundlichem Entgegenkommen, und das Abenteuer begann.
(Aus: Kenopsia)
Der Autor
Harald A. Jahn (* 1. November 1963 in Wien) ist ein österreichischer Designer, Fotograf und Autor. Als Fachjournalist beschäftigt er sich mit Architektur, Stadtplanung, Wirtschaft, Soziologie und Vernetzung; er betreibt die Website tramway.at, auf der er moderne europäische Stadtverkehrslösungen präsentiert.
Einer der bedeutendsten Porträtfotografen unserer Zeit ist am Wochenende im 81. Lebensjahr einem Krebsleiden erlegen.
Terry O’Neill, 1938 im Londoner East End geboren, wollte nach der Schule mit 14 keineswegs Fotograf werden – sondern Schlagzeuger. Aber die kleinen Bands, mit denen er im Teenageralter auftrat, konnten seinen Ehrgeiz nicht befriedigen. Er wollte nach New York und dort bei den Meistern lernen. Nur – wie hinkommen ohne Geld?
Terry heuerte bei einer Fluglinie als Stewart an und verwirklichte so seinen Traum. Mit der Karriere in New York wurde es zwar nichts, aber bei BOAC (British Overseas Airways Corporation) war man auf den strebsamen Jungen aufmerksam geworden und bot ihm eine Lehrstelle in der fotografischen Abteilung an. Und so lernte er von der Pike auf, unter anderem bei Kursen an der Londoner Kunstakademie, und fotografierte fleißig am Flughafen der englischen Hauptstadt. 1959 machte ihn ein „Zufallstreffer“ zum Fotoreporter: Ein Porträt des erschöpft am Flughafen eingeschlafenen Innenministers Rab Butler brachte es auf die Titelseite der Tageszeitung Sunday Dispatch.
Damit begann die Karriere jenes Mannes, der gerne als „der Chronist der Swinging Sixties“ bezeichnet wurde. Von den Beatles über die Stones, die Schauspieler Michael Caine und Anthony Quinn bis zur bekannt fotoscheuen Amy Winehouse reicht die Liste der von ihm Porträtierten. O’Neill war kein Paparazzo. Er baute den Kontakt zu den Menschen, die er fotografierte auf. Es sind markante Porträts, keine geschleckten, geschönten Bilder, die O’Neill hinterlassen hat. Seine Arbeiten werden die rinnerung an ihn wachhalten.
Unten ein Link zu einigen seiner besten Aufnahmen.
https://iconicimages.net/photographers/terry-oneill/
Kurt Lhotzky
Spätestens seit meinem Bericht von der foto + adventure wisst ihr, dass ich ein ausgesprochener Fan von Pavel Kaplun bin. Nicht unbedingt, was seine Bildbearbeitung betrifft; vielmehr ist es der unvergleichlich humorvolle und pädagogisch gelungene Stil seiner Videos.
Heute ein Video, das zwar schon vier Jahre auf dem elektronischen Buckel hat, aber immer noch gültig ist: Lost Places mit Pavel Kaplun fotografieren!
Alle sprechen vom Schutz der natürlichen Umwelt. In folgenden ein Beitrag aus den British Journal of Photography über ein bemerkenswertes Fotoprojekt, das einen indischen Stamm porträtiert, dessen Mitglieder, und hier besonders auch die Frauen, die Wälder in Odisha gegen die Vernichtung durch eine geplante Bauxit-Mine verteidigen.
Ja, Wien hat sich in den letzten Jahren wirklich zu einer internationalen Tribüne für die zeitgenössische Fotografie gewandelt. Neben einer zunehmenden Zahl qualitativ hochwertiger Ausstellungen (auch abseits der bekannten Galerien und Museen) hat die Photo+Adventure als Publikumsmesse dazu beigetragen, die heimische Szene zu beleben.
Was am 9. und 10. November 2019 in der Halle B der Messe Wien zu sehen war, bildete jedenfalls nur die Spitze des Eisbergs. Die Gestalter der Messe, der Reisefotograf Oliver Bolch und der Historiker und Geograf Thomas Wiltner haben nicht nur ein Großevent mit über 200 Workshops, Gesprächen und Ausstellungen auf die Beine gestellt – ein beeindruckendes Rahmenprogramm und ein Fotowettbewerb flankierten die eigentliche Messe.
Die naheliegende Verbindung von Fotografie und Reise hat auch dieses Mal voll gegriffen. Vorträge wie „Geometry of Ice“ über Reisen und Fotografieren in der Arktis wurden durch Veranstaltungen wie Travel-Handyfotografie ergänzt. Fotowalks im Vorfeld, Workshops, teilweise von Kameraherstellern gesponsert und der erwähnte Fotowettbewerb zum umkämpften Begriff „Heimat“ seien ebenso erwähnt wie der Vortrag von Andreas H. Bitesnich über seine Fotokarriere oder die Werkschau von Lukas Beck.
In Halle B tummelten sich dann Schau- und Kauflustige. Ist 2019 das Jahr der „spiegellosen“? Vermutlich werden alle Besucherinnen und Besucher diese Frage ganz nach ihren eigenen Präferenzen beantworten. Wer auf spiegellose Kameras abfährt, wurde bei Sony, aber auch nahezu allen anderen Herstellern fündig. Wer die gute alte DSLR zu schätzen weiß, kam mindesestens ebenso sehr auf seine Rechnung.
Realistisch sei aber vermerkt: Kameras um die 4.000,– Euro muss man sich einmal leisten können, und wenn manche Gurus im Internet auf ihren VLogs Gehäuse um 2.500,– als „mittlere Preisklasse“ bezeichnen, ist das gut und schön, aber kaum ein Abbild der realen Kaufkraft.
Hier ein großes Lob den Organisatoren, die auch Händlern und Anbietern von second-hand-Geräten Platz gelassen haben. Und auch ein Dankeschön an jene Aussteller, bei denen auch Interessenten mit kleiner Geldbörse (und das auch gesagt haben) hervorragend beraten wurden.
Was für den sparsamen Amateur erwähnenswert ist: Mittlerweile bieten etliche Hersteller sehr leichte Carbonstative schon unter 70,– EUR an – das nur als Hinweis am Rande.
Generell habe ich, zumindest subjektiv, den Eindruck, dass es eine deutliche Akzentverschiebung hin zu „Ausrüstung“ und Accessoires gibt. Fototaschen und Fotorucksäcke, Outdoorbekleidung, natürlich Stative und Lampen nehmen ziemliche Flächen ein. Und dann natürlich: Fotodrohnen. Ein deutlicher Preisverfall und das bevorstehende Weihnachtsfest, Chanukka, was auch immer hat zum Belagerungszustand bei den Ständen der einschlägigen Hersteller geführt.
Mächtig wie immer war der führende Fotobuch- und Endfertigungsanbieter CEWE vertreten. Wie jedes Jahr konnte sich das Publikum vergewissern: Gute Qualität zu fairen Preisen ist leistbar (wer mehr sucht, konnte natürlich auch bei exklusiven Printanbietern stöbern).
Mein persönliches Highlight war der Besuch am Stand des Kreativstudios Pavel Kaplun. Gemeinsam mit seinem Geschäftspartner Miho Birimisa stellte Kaplun u. a. das köstliche Buch „Zwei alte Säcke zum Stand der Portraitfotografie“ vor.
Übrigens: Die nächste Foto+Adventure in Wien findet am 31. Oktober und 1. November 2020 statt!
Kurt Lhotzky
Zurzeit sind in der Wiener Galerie Westlicht die erstaunlichen Arbeiten der englischen Fotografin und Video-Künstlerin Alison Jackson zu bewundern. Herrlich bissige Blicke auf die Prominenten – und die voyeuristische Lust am Beobachten der Reichen und Schönen, der Mächtigen und Bösen.
Ein Bericht zur Ausstellung folgt, hier, zur Einstimmung, ein TED-Talk von Jackson. Zwar aus dem Jahr 2008, aber: mit deutschen Untertiteln, und: Die Aussage hat sich nicht geändert! Enjoy!
Auf complexityinaframe habe ich immer wieder auf die „Rencontres d’Arles“ verwiesen. Es gibt eine Menge interessanter Videos über dieses Großereignis der internationalen Fotografie. Leider ist der Großteil davon nur auf Französisch verfügbar und ich habe derzeit nicht die Kapazität, Untertitel dazu zu liefern.
Hier also ein Beitrag im leichter zugänglichen Englisch – mit einem wirklich informativen Interview mit der griechischen Fotografin und Filmemacherin Evangelia Kranioti.