Lewis Hine (1874 – 1940) hat bewiesen: Fotografie kann die Welt verändern. Das klingt pathetisch, aber kein Fotograf vor ihm hat mit tausenden Bildern soviel bewegt wie der Lehrer und Soziologe Hine. Nach einer durch den Tod des Vaters überschatteten schweren Jugend war er für die soziale Frage aus eigener Erfahrung sensibilisiert. Das Fotografieren erlernte er autodidakt, seine Liebe galt der Dokumentation. Gemeinsam mit Schülern porträtierte er Einwanderer auf Ellis Island; ab 1906 dokumentierte er für das National Child Labour Committee Kinderarbeit in den USA – ein nationales Übel, wie er es nannte. Seine beeindruckenden Fotos, alle penibel mit Namen, Alter und oft Zitaten der Porträtierten versehene, konnten wesentlich zum ersten Gesetz gegen Kinderarbeit beitragen, das 1916 von Präsident Woodrow Wilson unterzeichnet, aber schon zwei Jahre später vom Höchstgericht aufgehoben wurde. Hine, der ab 1917 verschiedene Fotoprojekte verfolgte, geriet durch die Weltwirtschaftskrise 1929 in finanzielle Nöte. Seine Bewerbung um eine Anstellung als Fotograf für die Farm Security Agency scheiterte.  1940 starb Hine verarmt an den Folgen einer Operation in New York. Seinen fotografischen Nachlass übergab sein Sohn der Photo League.

Zwei Jahre vor Hines Tode wurde mit dem Fair Labor Standards Act theoretisch die Kinderarbeit in den USA verboten. Praktisch wurde die Landarbeit ausgenommen. In einer Petition von Human Rights Watch 2009/2010 wird darauf hingewiesen, dass mehrere hunderttausend Kinder in den USA ab dem Alter von 12 Jahren auch an Schultagen vor und nach dem Unterricht zeitlich unbegrenzt arbeiten dürfen (in anderen Branchen gibt es für Kinder ab 12 ein Zeitlimit von drei Arbeitsstunden).

Hier eine beeindruckende Dokumentation über Lewis W. Hine:

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