Andreas Feininger

Was? Heute ein Fotobuch aus 1978 lesen? oder gar aus 1961? Igitt! Hat man damals überhaupt schon fotografiert? Mit der Camera Obscura? Oder was …

Stimmt – wenn man Andreas Feiningers “Große Fotolehre”, bei Heyne als Taschebuch in der 11. Auflage um 15,50 EUR erhältlich, zur Hand nimmt, findet man im 1. Teil “Ausrüstung und Material” natürlich nicht die tollen neuen Digital-DSLRs, die spiegellosen Systemkameras, nicht einmal die Handycams. Andererseits – was da über Objektive steht, über Brennweiten, den Einsatz von Stativen und Blitzgeräten – mhhh, eigentlich doch spannend.

Viel wichtiger ist aber: Andreas Feininger (geb. 1906 in Paris, verstorben 1999 in New York), war nicht nur einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts, er war auch ein hervorragender Lehrer der Fotografie (ach ja, Architekt war er auch noch). Feininger war Bauhausschüler – aber nicht bei den Fotografen, wie man vermuten könnte, er erlernte die Kunsttischlerei. Anschließend studierte er Architektur – trotz seines unbestrittenen Talents wurde das aber nie sein künstlerischer Hauptberuf.  Nachdem er 1932 seine Arbeitserlaubnis für Deutschland verloren hatte, ging er nach Paris und arbeitete unter anderem mit Le Courbusier. Von dort führte sein Weg nach Schweden, wo er seine erste eigene Kamera und einen Vergrößerungsapparat baute. Nächste Station war New York, wo er sich als freier Fotograf durchschlung und schließlich bei LIFE landen konnte.

Seine Fotos für für das Magazin sind legendär; 1955 arbeitete er auf Einladung des Museum of Modern Art (New York) und dessen Kurators Edward Steichen an der Ausstellung “The family of men” mit.

Die Hohe Schule der Fotografie von Andreas Feininger

Was macht seine “Fotolehre” und seine “Hohe Schule der Fotografie” (auch als Heyne-TB um 10,30 erhältlich) immer noch aktuell? Der entspannte und humorvolle Zugang Feiningers. Feininger ist kein “technokratischer Knipser”, der jede Blendeneinstellung erklärt – er lehrt das Sehen, das Konzentrieren auf das Wesentliche, den fotografischen Blick. Ja, es gibt hervorragende Fotografielehrbücher, die aktueller sind und die heutige Technik berücksichtigen. Wer, egal ob als Anfänger oder Profi, trotzdem hin und wieder neue Perspektiven entdecken will, kann diese auch in älteren, klassischen Werken finden.

Dem Heyne-Verlag ist dafür zu danken, dass er die Bände Feiningers, die sowas wie ein Eckpfosten der fotografischen Basisblibliothek sein können, preiswert neu aufgelegt hat.

 

 

 

 

Andreas Feininger

Die hohe Schule der Fotografie

Heyne, 359 Seiten, 10,30 EUR

 

Andreas Feininger

Große Fotolehre

Heyne, 478 Seiten, 15,50 EUR

Ein Kommentar zu „Buchtipp: Feininger ist zurück …“

  1. Uwe Stecher

    Noch heute bin ich dem Heyne-Verlag dankbar für das Buch, das mich in meiner Jugend Wertvolles lernen ließ. Glaube, dass Feiningers Lehren niemals veraltet sein werden, sondern dass sie immer eine aktuelle Anregung zum Verstehen und Nachdenken bieten werden – auch wenn man mir hier nostalgische Gefühle unterstellen könnte.
    Herzlichen Dank für den Artikel!
    Uwe Stecher

    Antworten

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