
Porto empfängt den Frühsommer mit flirrendem Licht, herben Atlantiklüften – und der Biennale de Fotografia do Porto, die 2025 unter dem Motto “Amanhã Hoje – Morgen Heute“ steht. Ein Thema, das passt wie kein anderes zur Stadt der steinernen Erinnerung, deren Mauern Geschichten erzählen – nicht zuletzt die des Centro Português de Fotografia (CPF). Genau hier beginnt mein fotografischer Rundgang.
1. Monument und Mahnmal – das CPF von außen

Das CPF ist in einem Gebäude untergebracht, das einst Gefängnis war – das mächtige ehemalige Cadeia da Relação. Hoch über der Altstadt von Porto gelegen, bewahrt es nicht nur historische Fotoapparate, sondern auch die Geister der Vergangenheit. Die steinerne Fassade wirkt streng, fast abweisend – doch im Inneren entfaltet sich ein Labyrinth des Lichts.
2. Zwischen Licht und Schatten – Treppen, Gitter, Perspektiven


Diese Räume sprechen. Manche in klarer Prosa, andere in Gedichten aus Stein, Staub und Glas. Der Gang durchs CPF ist eine Choreografie von Blickachsen und Sperren, von offenen Türen und vergitterten Fenstern – ein ideales Setting für eine Biennale, die sich der Frage widmet: Was ist morgen, was ist heute?
3. Die Bilder und ihre Betrachter

Augenblick der Betrachtung: Zwischen Betrachter*in und Fotografie entsteht ein Raum der Erinnerung.

Blicke, die sich kreuzen
Die Ausstellung selbst ist keine einfache Aneinanderreihung von Bildern – sie ist eine stiller Dialog über Vergessen und Erinnerung. Fotografische Zeugnisse erinnern an Menschen, die hier, in diesem Gefängnis, Jahre ihres Lebens verbrachten – und auch hier starben. Demokratische Rebellen des 19. , Hochstapler des 20. Jahrhunderts. Ihre Schicksale sind Mikrokosmen, die die Vergangenheit verständlich machen. Wer zuhört, sieht mehr.

4. Objekte des Sehens: Das technische Gedächtnis

Eine Sammlung historischer Kameras: Technik als Zeugin visueller Umbrüche.
Dass das CPF auch eine Sammlung alter Kameras und Fotoapparate beherbergt, verleiht dem Ort eine zweite Schicht. Hier geht es nicht nur ums Bild, sondern auch ums Bilden. Wer hält wann eine Kamera in der Hand – und auf wen wird sie gerichtet? Die portugiesische Fotogeschichte ist nach wie vor von den Traditionen der längsten faschistischen Diktatur in Europa geprägt. Die innovativen Ansätze der Republik auf dem Gebiet der Fotografie wurden 1926, mit der Entstehung des “Neuen Staates”, unter einem Mantel erzkonservativen Klerikalismus und touristischer Schönfärberei erstickt.
5. Der Blick nach draußen – Porto als Kulisse und Kontrast

Die letzten Schritte führen zum Fenster – mit Blick auf die Stadt, die der Betrachter, die Betrachterin, in all ihren Widersprüchen wahrnehmen muss. Nein, Porto ist keine Postkarte, kein 3D-Panoramafoto aus vergangenen Zeiten. Hier prallen Vergangenheit und Gegenwart vielleicht noch brutaler zusammen als in Lissabon. Die Pracht der Vororte der Reichen mit ihren Parks, Stiftungen und Kulturdenkmälern mit dem leicht abgeschlagenen Glanz des alten kolonialen Imperiums im Zentrum, neben dem sich Obdachlosigkeit und Verfall ausbreiten.
Das Motto der Bienal’25 Fotografia do Porto, die vom 15. Mai bis 29. Juni 2025 stattfindet, lautet „Tomorrow Today“ (auf Portugiesisch: Amanhã Hoje). Es soll Fotografie als Katalysator für gesellschaftlichen und ökologischen Wandel begreifen und zur Reflexion über die Zukunft anregen .
Kurt Lhotzky
Ein Bericht zu einzelnen Ausstellungen im CPF folgt
Alle Fotos (c) Kurt Lhotzky