
Die Luft flirrt vor Hitze, der Himmel färbt sich blutrot. Ein Känguru springt panisch über den rauchenden Boden, im Hintergrund lodert ein Haus – dieses Bild ging um die Welt. Matthew Abbotts preisgekröntes Foto aus dem australischen Black Summer ist mehr als eine Momentaufnahme: Es ist ein Menetekel der Klimakatastrophe und gleichzeitig ein Aufruf, auf uraltes Wissen zu hören. Jetzt ist das World Press Siegerfoto beim Festival La Gacilly Baden Foto zu sehen.

Lake Conjola NSW, Australia. Tuesday 31st December 2019 (das Foto wurde freundlicherweise vom Festival La Gacilly Baden Foto zur Verfügung gestellt, alle Rechte beim Fotografen!)
Der Black Summer – Eine apokalyptische Feuersaison
Zwischen 2019 und 2020 brannte Australien wie nie zuvor. 24,3 Millionen Hektar Land verwandelten sich in Asche – eine Fläche größer als ganz Großbritannien. Die Bilanz: über 3.000 zerstörte Häuser, 34 Tote und fast 3 Milliarden verendete Tiere. Koalas, die sich in verkohlte Bäume klammerten, Kängurus mit verbrannten Pfoten – die Bilder schockierten die Welt. Doch während Wissenschaftler:innen den Zusammenhang mit dem Klimawandel klar benannten, leugnete die australische Regierung hartnäckig. Ein Nature-Artikel von 2021 belegt jedoch: Der Klimawandel macht die Brände nicht nur häufiger, sondern auch unberechenbarer.
Das Känguru und das brennende Haus – Ein Symbolbild mit politischer Sprengkraft
Abbotts preisgekröntes World-Press-Photo zeigt mehr als nur ein flüchtendes Tier. Es steht für ein Land, das zwischen Klima-Ignoranz und indigenem Wissen zerrissen ist. Während Politiker:innen noch debattierten, hatten die Aborigines längst eine Antwort: kontrolliertes Feuer.

Die Firesticks Alliance: Indigenes Wissen als Rettung
Im Schatten der Katastrophe formierte sich eine Bewegung: Die Firesticks Alliance, ein Netzwerk indigener Feuerhüter:innen, Wissenschaftler:innen und Landmanager:innen, kämpft für die Rückkehr des Cultural Burning. Ihre Philosophie? “Fire is a tool, not just a threat.”
- Wissen bewahren, Brücken bauen: Die Alliance dokumentiert uralte Feuerpraktiken und schult selbst moderne Feuerwehren. Ihr Ziel? Ein Australien, das nicht nur auf Löschflugzeuge, sondern auf Prävention durch kluges Feuermanagement setzt.
- Nicht nur Ökosysteme, auch Gemeinschaften heilen: Viele Aborigines wurden einst von ihrem Land vertrieben. Durch Cultural Burning gewinnen sie nicht nur ökologische Kontrolle zurück – sondern auch kulturelle Identität.
- Zahlen sprechen lassen: In Gebieten, wo Cultural Burning praktiziert wird, sind spätere Großbrände bis zu 80 % weniger intensiv, wie Studien im Arnhem Land belegen.
Doch der Weg ist steinig. Noch immer behindern Bürokratie und mangelnde Finanzierung die flächendeckende Umsetzung – während jedes Jahr neue Rekordbrände wüten.
Abbotts Fotografie als Weckruf
Matthew Abbott dokumentiert nicht nur die Zerstörung, sondern auch den Widerstand. Seine Bilder zeigen Aborigines bei Cultural Burns, Rauchschwaden über sanft brennendem Land – ein Gegenentwurf zur Apokalypse des Black Summer.
Seine Botschaft? Die Lösungen sind da. Wir müssen sie nur nutzen.
Was denkt ihr? Sollten wir mehr auf indigene Praktiken hören? Und warum tun wir uns so schwer damit? ✍️🔥 #Klimakrise #IndigenesWissen #LaGacillyBaden
(PS: Wer mehr über die Firesticks Alliance erfahren will – ihr Projekt „Right Fire, Right Time, Right Way“ zeigt, wie modernes Landmanagement und uralte Weisheit verschmelzen. Oder lest über Victor Steffensen, den indigenen Feueraktivisten, der Cultural Burning in Australien neu verankert.)
Kurt Lhotzky