Ausstellungstipp: „Feed the Planet“ von George Steinmetz in La Gacilly-Baden

Woher kommt unser Essen wirklich?
Ein Rippensteak, eine Hühnerkeule, eine Karotte – oder selbst der vermeintlich harmlose Kopfsalat: Die wenigsten von uns wissen, welch komplexe, oft zerstörerische Systeme hinter unserer täglichen Nahrung stehen. Die meisten Blicke reichen nicht weiter als bis zum Supermarktregal. Doch wie werden diese Lebensmittel produziert? Und zu welchem Preis?

Der renommierte Fotograf George Steinmetz, bekannt für seine atemberaubenden Luftaufnahmen, hat sich dieser Frage mit einem ambitionierten Projekt gewidmet: „Feed the Planet“ ist das Ergebnis einer zehnjährigen Reise durch 40 Länder, über alle Kontinente und Ozeane hinweg. Seine Bilder zeigen die globale Nahrungsmittelproduktion aus einer ungewöhnlichen Perspektive – von oben. Und sie offenbaren eine unbequeme Wahrheit: Unser Hunger verändert den Planeten.

Mähdrescher sammeln sich für die letzte Woche der Sojabohnenernte auf der Fazenda Piratini, einem 25.000 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb auf weitgehend nicht bewässertem Land. Sie gehört SLC Agricola, dem größten Sojabohnenproduzenten Brasiliens mit über 600.000 Hektar Mega-Farmen, auf denen Sojabohnen, Mais und Baumwolle angebaut werden. Brasilien ist der weltweit größte Exporteur von Sojabohnen, die größtenteils auf Großfarmen wie dieser angebaut werden.
Mähdrescher sammeln sich für die letzte Woche der Sojabohnenernte auf der Fazenda Piratini, einem 25.000 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb auf weitgehend nicht bewässertem Land. Sie gehört SLC Agricola, dem größten Sojabohnenproduzenten Brasiliens mit über 600.000 Hektar Mega-Farmen, auf denen Sojabohnen, Mais und Baumwolle angebaut werden. Brasilien ist der weltweit größte Exporteur von Sojabohnen, die größtenteils auf Großfarmen wie dieser angebaut werden.

In diesem Jahr werden auf 11.000 Hektar 45.000 Tonnen Sojabohnen geerntet, was für SLC Agricola eine durchschnittliche Saison auf gedüngtem, nicht bewässertem Land mit gentechnisch veränderten Sojabohnen ist. In den letzten Jahren hat das Unternehmen einen immer größeren Teil seiner Flächen mit Sojabohnen bepflanzt. SLC verkauft den größten Teil seines Getreides (und kauft den größten Teil seiner Betriebsmittel wie Düngemittel und Pestizide) vor der Aussaat. Dieser Betrieb widmet sich dem Anbau von Sojabohnensamen, und die Teile der Ernte, die nicht als Saatgut geeignet sind, werden als Getreide exportiert. Wetterstationen auf den Feldern, Messgeräte, um den Ertrag pro Quadratmeter zu kontrollieren, Düngemittel, Aussaatzeitpunkt usw. sollen die Produktivität messen und verbessern. SLC praktiziert Direktsaat und pflanzt alle 3-4 Jahre eine Deckfrucht „Capim Brachiaria” an, um die Erholung des Bodens zu unterstützen. SLC kaufte diesen Betrieb im Jahr 2008, als er noch unberührtes Land war, eine „Cerrado”-Graslandhochebene mit sandigem Boden auf etwa 900 m Höhe. 26 Brunnen mit einem Preis von 200.000 Dollar pro Brunnen wurden gebohrt, um den Grundwasserspiegel in 260 m Tiefe zu erreichen. Sie werden in den kommenden Jahren mit der Bewässerung beginnen, um eine zweite Ernte zu erzielen. (C) George Steinmetz

Die Erde als Acker: Ein Planet im Umbruch

Seit der Mensch vor etwa 11.000 Jahren begann, Pflanzen zu domestizieren, hat er 40 % der Landmasse in Ackerland verwandelt – oft auf Kosten der Artenvielfalt. In den Ozeanen ist seit den 1950er-Jahren mehr als die Hälfte der Fischbestände verschwunden. Und die Landwirtschaft ist für 30 % der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Doch die größte Herausforderung steht uns noch bevor: Bis 2050 werden 10 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Der weltweite Bedarf an Nahrungsmitteln wird sich verdoppeln müssen. Gleichzeitig steigt der Proteinbedarf in Schwellenländern rasant an. Wie kann das gelingen, ohne die letzten unberührten Ökosysteme zu zerstören?

Welthunger vs. Überfluss: Ein globales Paradox

Während in Europa und Nordamerika Lebensmittel im Überfluss vorhanden sind – und oft verschwendet werden –, leiden weltweit über 800 Millionen Menschen an chronischem Hunger. Die Gründe sind vielfältig:

  • Klimawandel: Dürren und Überschwemmungen zerstören Ernten.
  • Kriege und Konflikte: Unterbrochene Lieferketten und zerstörte Infrastruktur verschärfen Nahrungsmittelknappheit.
  • Ungleiche Verteilung: Ein Drittel aller produzierten Lebensmittel landet im Müll, während anderswo Menschen verhungern.

Die Frage ist nicht nur, wie wir mehr produzieren, sondern auch, wie wir gerechter verteilen.

Gentechnik: Fluch oder Segen?

Eine kontrovers diskutierte Lösung sind genmodifizierte Organismen (GMO). Befürworter argumentieren:

Ertragssteigerung: Gentechnik kann Pflanzen resistenter gegen Schädlinge und Klimastress machen.
Nährstoffanreicherung: „Golden Rice“ etwa soll Vitamin-A-Mangel bekämpfen.
Weniger Pestizide: Manche GMO-Pflanzen benötigen weniger Chemieeinsatz.

Kritiker warnen jedoch:

⚠️ Ökologische Risiken: Unkontrollierte Ausbreitung von GMO-Pflanzen könnte natürliche Arten verdrängen.
⚠️ Monopole großer Konzerne: Patente auf Saatgut bedrohen die Unabhängigkeit von Bauern.
⚠️ Gesundheitsbedenken: Langzeitfolgen sind noch nicht ausreichend erforscht.

Die Debatte zeigt: Es gibt keine einfachen Antworten.

Alternative Wege: Von Vertical Farming zu Insektenprotein

Innovative Ansätze könnten Teil der Lösung sein:

🌱 Vertical Farming: Urbaner Anbau in Hochhäusern spart Wasser und Fläche.
🦗 Insekten als Proteinquelle: Effizienter und umweltfreundlicher als Fleisch.
🌍 Agroökologie: Traditionelle und nachhaltige Anbaumethoden fördern Biodiversität.

Doch keine einzelne Technologie wird alle Probleme lösen. Es braucht einen Mix aus Effizienz, Nachhaltigkeit und globaler Solidarität.

Die Macht der Verbraucher: Jede Entscheidung zählt

Steinmetz’ Bilder sind nicht nur ästhetisch beeindruckend – sie sind ein Weckruf. Sie zeigen gigantische Monokulturen, überfischte Meere und Massentierhaltung, aber auch nachhaltige Ansätze und lokale Lösungen. Und sie erinnern uns daran: Jeder Einkauf ist ein politischer Akt.

Ob wir uns für Bio, Regionalität oder Fleischalternativen entscheiden – unsere Konsumgewohnheiten beeinflussen das Marktangebot und damit die Zukunft der Erde. Die Frage ist nicht mehr, ob wir uns ändern müssen, sondern wie schnell.

Ausstellungstipp: „Feed the Planet“ in La Gacilly-Baden

„Mar de Plastico“ oder „Meer aus Plastik“ – eine dichte Ansammlung von Gewächshäusern mit Plastikdächern in der trockenen Küstenebene Südspaniens, die sich über eine Fläche von etwa 30.000 Hektar erstreckt. In den Wintermonaten wird hier ein Großteil des Gemüses für Europa angebaut und anschließend per Lkw in den Norden transportiert. Im Norden durch die Sierra Nevada, die höchsten Berge der Iberischen Halbinsel, geschützt, herrscht hier ein südliches Mittelmeerklima, ähnlich wie in Nordafrika, und die Nähe zum Meer und die fast konstante Meeresbrise sorgen für moderate Temperaturen. Die intensive Bewässerung aus den unterirdischen Grundwasserleitern hat zu einer Wasserknappheit geführt, aber die Gewächshäuser halten einen Großteil der künstlichen Feuchtigkeit zurück, und viele der Pflanzen werden hydroponisch mit recyceltem Wasser angebaut. Die Hauptkulturen während der Wintermonate sind Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen. (c) George Steinmetz

Wer diese faszinierende und zugleich beunruhigende Bilderreise selbst erleben möchte, sollte die Ausstellung „Feed the Planet“ beim La Gacilly-Baden Foto Festival nicht verpassen. Steinmetz’ Aufnahmen, oft aus Ultraleichtflugzeugen oder Drohnen entstanden, bieten nicht nur visuelles Staunen, sondern auch reichlich Diskussionsstoff.

Unser Essen kommt nicht aus dem Supermarkt. Es kommt von einem Planeten, der an seine Grenzen stößt. Zeit, genauer hinzuschauen – bevor es zu spät ist.

📍 Mehr Infos zur Ausstellung: La Gacilly-Baden Foto Festival
📸 George Steinmetz’ Werk: www.georgesteinmetz.com

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Kurt Lhotzky

Die Fotos von George Steinmetz sind im Eigentum des Fotografen und wurden uns dankenswerterweise vom Fotofestival La Gacilly Baden zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

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